Führung ist Kommunikation ist Führung ist Kommunikation…

Kommunikation ist die Grundlage für Zusammenarbeit und gerade als Führungskraft ist gute und zielführende Kommunikation erfolgskritisch. Oftmals ist uns gar nicht bewusst, wie genau Mitarbeitende versuchen, zwischen den Zeilen versteckte Informationen zu finden. Und die Strahlkraft einer gutgelaunten Vorgesetzten oder eines schlecht gelaunten Chefs kann nicht nur Meetings, sondern ganze Teams und deren Arbeitsweise beeinflussen.

Kommunizieren ist nicht gleich reden

Dabei geht es nicht nur um die Worte, die wir von uns geben. Psychologen und Pädagogen gehen mit dem Eisbergmodell davon aus, dass 80% unserer Kommunikation „unsichtbar und unbewusst“ sind.

Man kann nicht nicht kommunizieren.

Paul Watzlawick | Bild von srf.ch

Das ist vermutlich die wichtigste Erkenntnis, die einem irgendwann im Laufe seines Lebens begegnet und stammt aus den 5 Axiomen zum systemischen Wesen der Kommunikation des wunderbaren Paul Watzlawick. Ganz heißt es dort:

Man kann nicht nicht kommunizieren, denn jede Kommunikation (nicht nur mit Worten) ist Verhalten und genauso wie man sich nicht nicht verhalten kann, kann man nicht nicht kommunizieren.

Paul Watzlawick

Es gibt unzählige Beispiele für non-verbale Kommunikation im Berufsalltag, bei denen insbesondere Vorgesetzte bewusst – viel häufiger aber unbewusst – negative Signale senden.

  • Mitarbeitende, die man versehentlich nicht grüßt.
  • Das Meeting, in dem man auf seinem Handy Nachrichten checkt, statt die Aufmerksamkeit den Teilnehmenden zu widmen.
  • Der Video Call, bei dem man nebenher eine Mail verfasst.
  • Insider Witze mit einem Teil einer Gruppe, wobei man dem Rest zeigt, dass sie eben nicht zu diesem „inneren Kreis“ gehören.
  • Die Termineinladung, bei der man jemanden vergisst einzuladen.
  • Die hochgezogene Augenbraue, während jemand eine Idee vorstellt.

Diese Liste ließe sich sicherlich noch weiterführen. Wichtig ist die Erkenntnis, dass wir permanent kommunizieren: Körpersprache, Mimik – wir stehen ständig im Austausch mit unserer Umgebung. Ob wir das wollen oder nicht, bewusst als auch unbewusst.

Gute Führung macht sich dieses Wissen zum Vorteil

Wir können diese Kommunikationsebene natürlich auch zu unserem Vorteil nutzen. Indem wir darauf achten, wie wir uns verhalten, welche Körpersprache wir senden, dass wir unsere Mimik gezielt und freundlich ausrichten, haben wir großen Einfluss auf die Stimmung und das Wohlbefinden unserer Umgebung – und damit auf Teams und ganze Organisationsbereiche.

Mehr von Paul Watzlawick

Sehr empfehlenswert in diesem Kontext ist auch das Interview aus dem Jahr 1985 mit Watzlawick, das es beim SWR 2 Archivradio zu hören gibt.

Achte auf die Details!

Neben dem nonverbalen Anteil an Kommunikation, gilt es auch auf die Details unserer Sprache zu achten. Klar, Kommunikation ist mehr als der reine Wortgehalt oder die reine Inhaltsebene. Aber eben auch dort lassen wir oft viel Potenzial ungenutzt.

Kommunikation fängt bei deinen Gedanken an

Photo by Nathan Dumlao on Unsplash

Ob ein Vorhaben erfolgreich ist oder nicht, hängt im Wesentlichen davon ab, wie wir darüber reden.

Wie wir über etwas sprechen, hat viel mit unserer eigenen Sicht auf ein Thema oder ein Vorhaben zu tun. Nur, wenn ich selbst an den Erfolg glaube, kann meine Mimik und Körpersprache, aber eben auch meine Formulierung authentisch sein. Und nur dann kann ich andere davon überzeugen.

Augen auf bei den Kleinigkeiten

Auch bei der Kommunikation liegt der Teufel also im Detail. Es hilft, wenn wir uns der kleinen Details bewusst werden, die unsere Sprache ins Positive oder negative rutschen lassen.

Verneinungen vermeiden – Positives Formulieren

Wenn man Verneinungen formuliert, spricht man das Gegenteil dessen aus, das man aussagen möchte. „Denken sie jetzt nicht an einen Rosa Elefanten“. Man kann das nicht hören/lesen, ohne einen rosa Elefanten vor seinem inneren Auge zu haben.

Wenn wir aber etwas von unserem Gegenüber wollen, sollten wir den positiven Aspekt – also das, was wir wollen formulieren. Nicht das, was wir nicht wollen. Ein paar Beispiele:

„̶I̶c̶h̶ ̶m̶ö̶c̶h̶t̶e̶ ̶m̶i̶t̶ ̶I̶h̶n̶e̶n̶ ̶n̶i̶c̶h̶t̶ ̶d̶a̶r̶ü̶b̶e̶r̶ ̶s̶t̶r̶e̶i̶t̶e̶n̶.̶“̶

Besser:
„Ich will, dass wir uns gut verstehen.“

„̶I̶c̶h̶ ̶w̶i̶l̶l̶ ̶k̶e̶i̶n̶e̶n̶ ̶S̶t̶r̶e̶s̶s̶ ̶m̶e̶h̶r̶.̶“̶

Besser:
„Ich will mehr Ruhe und Gelassenheit.“

Das betrifft übrigens auch die Aussagen auf Bildern. Die Bilder oben zeigen im ersten Fall den Zustand des Problems, im zweiten den Zustand der Lösung. Also zuerst das „Nicht-Ziel“ und darunter das tatsächliche Ziel. Unser Hirn hat Probleme, die positive Aussage aus der negativen zu lesen, auch wenn diese im Kontext verneint ist.

In Bild wie Text gilt: „dont make me think!“ – Machen wir es unseren Zuhörenden doch einfach leicht und sagen direkt das, was wir wollen. Nicht das, was wir nicht wollen.

Sende “Ich”-Botschaften

Das Thema ist riesig und ein großer Bestandteil gewaltfreier Kommunikation, wozu ich mal einen eigenen Beitrag schreiben sollte. Aber auch ohne tiefer einzusteigen, gilt die Faustformel: Du-Botschaften sind immer angreifend, Ich-Botschaften beschreiben meine Empfindung einer Situation oder ein Bedürfnis, das ich formuliere. Mein Gegenüber fühlt sich weniger angegriffen und somit ermöglichen Ich-Botschaften, dass mein Wunsch nach Änderung auf Einsicht trifft.

„̶D̶u̶ ̶b̶i̶s̶t̶ ̶z̶u̶ ̶s̶p̶ä̶t̶!̶“̶

Besser:
„Ich warte seit einiger Zeit auf dich, waren wir nicht für 9 Uhr verabredet?“

„̶M̶a̶n̶ ̶h̶a̶t̶ ̶j̶a̶ ̶g̶e̶s̶e̶h̶e̶n̶,̶ ̶w̶i̶e̶ ̶c̶h̶a̶o̶t̶i̶s̶c̶h̶ ̶d̶e̶r̶ ̶T̶e̶r̶m̶i̶n̶ ̶w̶a̶r̶.̶“̶

Besser:
„Ich empfand unseren Termin heute als chaotisch.“

Mut zur Klarheit

Das ist ein Vorsatz, den man sich nicht oft genug vornehmen kann: Mut haben, die Dinge einfach beim Namen zu nennen. Allzu oft verstecken wir unsere eigentlich klare Meinung hinter generischen Begriffen und verwässern somit unsere Aussagen für unsere Adressaten bis zur Unkenntlichkeit.

Kein Mensch fühlt sich angesprochen, wenn ich sage „Man sollte mal weniger Fleisch essen“. Generische Begriffe wie „man“, „immer“, oder „jeder“ sind viel zu unpersönlich, als dass sie wirklich jemanden ansprechen. „Man“ ist jeder und somit keiner. Wenn ich möchte, dass sich was verändert, hilft diese Art der Kommunikation nichts.

Menschen, die „immer“ sagen, machen mich immer skeptisch.

Das Vermeiden von generischen und verallgemeinernden Vokabeln erfordert allerdings Mut. Denn wenn wir unsere Aussagen durch Vokalen wie „immer“ oder „eventuell“ abschwächen, reduzieren wir auch die Wahrscheinlichkeit, unsere Empfänger zu verletzten. Das ist aber der falsche Weg: Wenn ich auf eine nicht verletzende Sprache achte und Ich-Botschaften sende, ist es sogar förderlich klar und verständlich zu formulieren, was ich anders erwartet hätte.

Am besten streichen wir abschwächende und verallgemeinernde Füllwörter wie die folgenden komplett aus unserem Sprachgebrauch:

  • stets
  • immer
  • manchmal
  • ein bisschen
  • eventuell

Besser – und für Führungskräfte unerlässlich – ist eine klare und unmissverständliche Kommunikation, die konkrete Beispiele oder Situationen benennen und beschreibt. Mein Gegenüber damit nicht anzugreifen, erreiche ich nicht, indem ich meine angreifende Formulierung durch abschwächende Füllworte wieder verwässere und schwer verständlich mache. Ob meine Formulierungen angreifen oder nicht, liegt in der Art der Kommunikation (z.B. mit der Hilfe von Ich-Botschaften).

Kommunikation ist alles.

Das Thema Kommunikation ist hiermit natürlich nur angeschnitten. Es ist ein sehr weites Feld und ich werde weitere Beiträge dazu schreiben. Für Menschen in leitenden Positionen ist ein hervorragendes Gespür für Kommunikation unerlässlich. Kein Mitarbeiter akzeptiert heute noch den schrulligen Chef, der sich immer mal wieder im Ton vergreift.

Kommunikation ist erfolgskritisch und schon Kleinigkeiten machen den Unterschied zwischen einer schlechten und entmutigenden und einer wertschätzenden und motivierenden Kommunikation.

Beitragsbild: Photo by Mike Meyers on Unsplash