Was Wertschätzung mit der Sachebene zu tun hat.

Das zweite der 5 Axiome zum systemischen Wesen der Kommunikation des wunderbaren Paul Watzlawick besagt, dass Kommunikation immer eine Inhalts- und eine Beziehungsebene hat.

Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt.

Paul Watzlawick

Interessant dabei ist die Ergänzung, die in der Regel nicht überall mit zitiert wird, meiner Meinung nach aber von großer Bedeutung ist:

Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei letzterer den ersten bestimmt.

Paul Watzlawick

Pareto und Eisbergmodell

Die Relevanz der Beziehungsebene in der Kommunikation wird von vielen Psychologen und Pädagogen mit dem Pareto Prinzip oder dem Eisbergmodell beschrieben und stützt sich nicht zuletzt auf die allgemeine Theorie der Persönlichkeit von Sigmund Freud.

Lediglich 20% einer Botschaft wahrnehmbar.

Eine fehlende Beziehungsebene ist fatal

Wenn wir den Fokus unserer Kommunikation also auf die Sachebene reduzieren – was wir in unserer Daten- und Zahlen-getriebenen Welt nur allzu gerne tun – so ignorieren wir einen Großteil der Bandbreite, die Kommunikation zu bieten hat.

Schlimmer noch: Gemäß dem ersten Axiom von Watzlawick können wir nicht nicht kommunizieren. Das heißt, dass wir in solchen Situationen sehr wohl auf der Beziehungsebene kommunizieren. Nur eben abweisend, desinteressiert und demotivierend.

Investiere in die Beziehungsebene!

Watzlawick sagt: „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei letzterer den ersten bestimmt.

Das bedeutet, dass eine harmonische Beziehungsebene die Kommunikation auf der Sachebene deutlich erleichter. Und eine gestörte persönliche Beziehung, diese erschwert. Es ist also wünschenswert, dass wir als Führungskräfte, eine gute und positive Grundstimmung mit unseren Mitarbeitenden erarbeiten.

Wertschätzung als Schlüssel zu einer guten Beziehungsebene

Das bedeutet nicht, dass man sich mit jedem in seinem Team super verstehen oder gar befreundet sein muss. Aber jeder Person, mit der man zusammenarbeitet, Wertschätzung entgegenzubringen, sollte eine lösbare Aufgabe sein. Und das ist der sichere Weg zu einer positiven Beziehnugnsebene.

Wertschätzung kann man lernen und die gute Nachricht ist: Es ist gar nicht schwer. Alles, was man dafür braucht, ist ein bisschen Zeit und die Erkenntnis, dass schon Kleinigkeiten den Unterschied machen. Dabei geht es zunächst um die vermeintlich selbstverständlichen Dinge, die aber leider im Arbeitsalltag oft verloren gehen:

Und dann fange an, dich für die Menschen, die dir zugeordnet sind, wirklich zu interessieren. Jeder hat mindestens irgend einen Aspekt, der auch dich interessiert – in der Regel mehrere. Unterhalte dich und baue so langsam eine Verbindung auf.

  • Merke dir, was die Menschen um dich herum in ihrer Freizeit tun und erkundige dich danach.
  • Nimm dir am Anfang jedes Termins Zeit, etwas über die Menschen zu erfahren, die mit dir zusammen arbeiten.

Wertschätzung erzeugt Vertrauen

Hierbei geht es immer um die Person selbst, nicht um die Leistungsfähigkeit des Mitarbeiters. Wertschätzung geht immer von einer Person zu einer anderen Person (nicht von einem Chef zu einem Mitarbeitenden). Wertschätzung hat nichts mit Hierarchien oder Strukturen zu tun. Sie geschieht ausschließlich auf einer persönlichen Ebene.

Und eben deswegen schafft man so Vertrauen. Vertrauen in eine zwischenmenschliche Beziehung. Denn selbst, wenn ich eine Kündigung aussprechen muss, kann ich doch die Person selbst wertschätzen. Wenn also die Sachebene nicht passt, kann dennoch die Beziehungsebene funktionieren.

Gute Beziehungsebene – gute Sachebene

Eine gut ausgerichtete Beziehungsebene ist somit die Basis für eine produktive und konstruktive Zusammenarbeit. Ohne gute Beziehungsebene keine gute Zusammenarbeit und keine gute Sachebene. Das meint Watzlawick mit „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei letzterer den ersten bestimmt.

Beziehungsebene und Remote Work

Gerade in verteilten Teams, in Home-Office oder bei virtueller Zusammenarbeit müssen wir als Vorgesetzte besonderes Augenmerk auf die Beziehungsebene legen.

Vor allem, wenn Kommunikation hauptsächlich schriftlich per Mail, Slack, Teams usw. geschieht, hilft schon ein kleiner zusätzlicher Satz, der das „Gespräch am Kaffeeautomaten“ ersetzt und die Distanz der Arbeitssituation etwas überwindet.

Gerade remote ist es schwer, eine gute Beziehungsebene aufzubauen oder zu erhalten und man rutscht allzu leicht und zu schnell in die Sachebene. Daher ist es erfolgsentscheidend, sich die Zeit zu nehmen und nach dem Wetter, dem Wochenende oder meinetwegen nach dem Mittagessen unseres Gegenübers zu erkundigen. Jeder kleine Beitrag hilft, eine gute Beziehungsebene auszubilden. Und ohne die, keine Sachebene.

Photo by Sharon McCutcheon on Unsplash